Prof. Dr. Olaf-Axel Burow
Lehrer, Gestaltpädagoge, Professor für Allgemeine Pädagogik
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So wie die Regelungen [des staatlichen Schulsystems] sind, gibt es sehr viel mehr Gestaltungsspielraum. Es liegt weniger an den Rahmenbedingungen, sondern eher an der Haltung.
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Prof. Dr. Olaf-Axel Burow organisierte schon früh Jugendfreizeiten und betrachtete sie als Highlight seines Schülerdaseins. Ihn befremdete schon früh manches Pädagogenverhalten. Der Wunsch, es besser zu machen und Heranwachsenden einen Raum zur Entfaltung ihres Kreativen Potentials zu geben, führte ihn nach dem Abitur zur Aufnahme eines Pädagogikstudiums an der Pädagogischen Hochschule Berlin. Parallel arbeitete er als Teamer in Ferienlagern und Internationalen Jugendbegegnungsprojekten. Die Verbindung der im Studium gelernten Theorie mit den Erfahrungen, die er in der Außerschulischen Jugendarbeit machte, erlebte er als besonders fruchtbar. Sie schärfte auch seinen Blick für die Defizite schulischer und institutionalisierter Bildungsprozesse, die Heranwachsende all zu oft eher behindern als fördern.
Zusammen mit Kommiliton:innen begann er während des Studiums nach neuen Wegen "ganzheitlichen Lehren und Lernens" zu suchen, die sie in einer selbstorganisierten Studiengruppe zu erproben suchten. Mit Karlheinz Scherpp veröffentliche er eine radikale Kritik des schulischen Lernens unter dem Titel "Lernziel: Menschlichkeit" (1981, im Kösel-Verlag). Hier beschrieben sie aus gestaltpädagogischer Sicht wie ein Lernen und Lehren aussehen könnte, das ihren Vorstellungen entsprach.
Nach dem zweiten Staatsexamen, war er mit einem Einstellungsstopp konfrontiert, der ihn erneut eine Einsicht lehrte, die er auch heute seinen Studierenden zu vermitteln sucht:
Zentral für den beruflichen und privaten Erfolg ist, dass man diejenigen Themen herausfindet, die einen wirklich interessieren. Als seine Versetzung in der siebten Klasse gefährdet war und ihm als letzte Chance das Wiederholen einer Chemiearbeit angeboten worden war, hatte er kurzerhand den Multiple-Choice-Bogen zerknüllt und meiner Lehrerin mit folgenden Worten vor die Füße geworfen: "Ich muss jetzt Gitarre üben. Das ist wichtiger!" Er wurde nicht versetzt. Doch 18 Jahre später bekam er genau aus diesem Grund eine Stelle als Musiklehrer. Musiklehrer waren, wie er wusste, vom Einstellungsstopp ausgenommen. Also ging er zur Schulrätin und erklärte ihr, dass er seit 18 Jahren Gitarre spiele und in der Lage wäre, fachfremd Musik zu unterrichten... Er wurde sofort eingestellt.
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4 Kommentare
Danke, danke, für dieses lebendige, unterhaltsame und offensive Interview.
Wer ist schon bereit sein ganzes Leben der Pädagogik zu widmen?“
Mir scheint, es sind gerade die Menschen mit Leidenschaft, Vision und der Haltung „einfach machen“.
Zu gerne würde ich mit Herrn Burow über Verantwortung, Hierarchien und Pädagogische Führung sprechen. Da mich sein Blick darauf sehr interessiert.
Danke, Silke Weiß und das Team, für diesen Bildungsgipfel. Ich bin schon jetzt begeistert, inspiriert und erkenne, das ich nicht alleine bin mit der Sehnsucht nach tiefgreifender Veränderung und Entwicklung im Kontext von Schule und Bildung.
Sehr viele spannende Gedanken und Impulse zur Schulentwicklung, die Darstellung verweist zu Recht auch auf das vorhandene Potential der Schüler*innen und Kolleg*innen und der Schulleitungen zur Veränderung sowie auf die systemisch bedingte und durch Corona verschärfte Erschöpfung der dort Lernenden und Arbeitenden.
– Aber eine deutliche Klarstellung:
Nicht die Pädagog*innen haben die Illusion, gesellschaftliche Defizite, Verteilungsungerechtigkeiten etc. allein durch Bildung zu bewältigen oder zu kompensieren – sondern dies ist eine von außen (der Gesellschaft, der Politik, den polit. Machverhältnissen) an die Schule herangetragene Forderung, die die bestehenden Ungleichheitsverhältnisse stabilisieren soll oder zumindest fortschreibt (und das ist jetzt sicher keine rein marxistische Lesart 😉
Vielen Dank für dieses spannende und wahrhaftige Interview. Es werden so viele Aspekte angesprochen, die die Komplexität von Bildungssystemen aufzeigen. Und gleichzeitig auch die Einfachheit, dass es um Freude beim Lernen geht und darum gute Zukunftsbilder und Visionen zu kreieren.. es macht Mut Neues zu wagen und auszuprobieren : )
Ich gehe absolut einher mit allen Ausführungen von Herrn Burow. Ich bin selbst Gestalttherapeuti, in der Familienberatung tätig. Wie Herr Burow Schule ansatzweise beschreibt erinnert mich an mein Wirken in meinem Erstberuf als Kitaleitung mit dem Situativen Ansatz. Damals
fragte ich mich immer, wie
Schule es so schnell schafft, so
lernbegeisterte, lebendige und
wissensdurstige Kinder zu
demotivieren und frustrieren.
Herrn Burows Seitenbemerkung zu Impfung wirkt mir dagegen sehr eindimensional und unqualifiziert, fast schon gefährlich vereinfacht.
Das ist schade und lässt mich seine Haltung als Mensch und sein Wirken tatsächlich hinterfragen?